Willkommen unterm Regenbogen

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Mara und Paul spielten draußen auf der Wiese, als ein Sommergewitter aufzog.
Es blitzte und donnerte kräftig und dann fielen auch schon die ersten dicken Tropfen.
Sie liefen schnell zur Scheune, um sich unterzustellen.
Und als durch die Ritzen in den Brettern der Scheune, die ersten Sonnenstrahlen blitzten, öffneten sie das Scheunentor, um nachzuschauen, ob es aufgehört zu regnen hatte.
Es regnete noch, trotz Sonne, aber den Himmel überspannte jetzt ein wunderschöner Regenbogen. Mara und Paul riefen wie aus einem Munde aus, „Oh wie schön!“
Weißt du was, sagte Mara, ich habe gehört, ein Regenbogen soll Glück bringen. Hmmm, sagte Paul und wie sollte er das tun? Aber ich weiß noch etwas ganz anderes. Du musst mir aber dein großes Indianerehrenwort geben, es niemandem zu erzählen! Mara antwortete, was weißt du denn, los sag schon, ich schweige wie ein Grab. Ehrenwort!
Okay kam von Paul, am Ende des Regenbogens soll ein Glückstopf mit Gold vergraben sein. Wäre das nicht cool, ihn zu finden? Dann könnten wir doch noch in Urlaub fahren. Ja, sagte Mara, vielleicht ans Meer! Dann lass uns doch das Ende des Regenbogens suchen! Und schon marschierten sie los.

Am Pfarrhaus war der Pfarrer im Garten, der sich freute, dass er heute nicht gießen musste. Ein Glück hat es geregnet.
Hallo Kinder, habt ihr den Regenbogen gesehen? „Ja klar Herr Pfarrer, gefällt er ihnen auch?“
Aber sicher, antwortete er und er ist ein Zeichen Gottes. Die beiden staunten, ein Zeichen? Ja sagte er, Gott vereinbarte nach der Sintflut mit Noah, dass nie wieder eine Sintflut alles Leben zerstören sollte. Mit den Worten: „Meinen Regenbogen habe ich in die Wolken gesetzt und er soll als Zeichen dienen, zwischen mir und der Erde“.
Oh, das ist aber ein Glück, so ein schönes Zeichen und Versprechen, danke, aber jetzt müssen wir los.

Am Ortsausgang kam ihnen ihr Physiklehrer entgegen, der ebenfalls den Regenbogen bewunderte. „Hallo ihr Zwei, wo wollt ihr denn hin?“
„Ach nur schnell zum Weiher, nach dem Gewitter quaken die Frösche dort, sicher ganz besonders laut“, antwortete Paul fast zu schnell.
Wisst ihr denn, wie so ein Regenbogen entsteht?“ Hmmmm, nicht wirklich, kam kleinlaut die Antwort.
Vereinfacht gesagt, wenn weiße Licht, in dem Fall das der Sonne, auf die vielen Regentropfen in der Atmosphäre trifft, wirken die wie lauter kleine Prismen.
Und zerlegen es in die Hauptfarben seines Spektrums. Und zwar in Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett.
Ah, wie bei den geschliffenen Glassteinen an unserer Wohnzimmerlampe, antwortete Mara ganz stolz.
Ja, genau, hast du ein Glück! Damit kannst du ja demnächst im Unterricht glänzen, ich verrate auch nichts. Habt viel Spaß am Weiher, tschüss!

Das Ende des Regenbogens war noch lange nicht erreicht, deswegen gingen sie schnell weiter. Am nahen Wäldchen sahen sie eine Frau am Waldrand sitzen, die traurig und mit Tränen in den Augen, hoch zum Regenbogen schaute. Guten Tag, warum schauen sie denn so traurig, der Regenbogen ist doch so schön, über den kann man sich doch freuen. Ja sagte die Frau, er ist wunderschön, aber mein lieber Hund ist vor kurzem über die Regenbogenbrücke gegangen und ich vermisse ihn so sehr. Er war mein bester Freund.
Paul schaute etwas erschrocken, dann fiel ihm aber sein Hoppel ein und sagte tröstend:“Oh, das tut mir leid, als mein Kaninchen Hoppel gestorben ist, war ich auch so traurig. Meine Mama hat aber gesagt, Hoppel gehe es gut, da wo er ist und irgendwann, könnte ich ihn dort sicher wiedersehen.“
Da stahl sich doch ein kleines Lächeln in das Gesicht der Frau und sie antwortete, deine Mama hat sicher recht, mein Junge. Es ist ein Glück, dass wir unsere Freunde dort finden können.

Vom Wäldchen aus, konnte man schon die kleine Stadt sehen, die nicht weit entfernt vom Dorf lag, in dem Mara und Paul wohnten. Und der Regenbogen schien genau dort zu enden. Komm, wir müssen weiter und sie liefen los. Auf dem Marktplatz angekommen, sahen sie eine Menge Leute, sehr viele davon, hatten Fahnen in den Regenbogenfarben, Pace oder Peace stand darauf. Mara und Paul drängten sich zwischen den Leuten durch, um mehr zu sehen. Vorne kamen sie neben ein paar Jugendlichen zu stehen, die zu ihnen sagten, cool, wenn ihr Knirpse auch zur Demo kommt, denn für euch ist Frieden am wichtigsten. Wieso Frieden? Und warum habt ihr alle Regenbogenflaggen? Ja weil wir gegen die Kriege demonstrieren, die einige verantwortungslose Menschen immer machen und alle anderen ins Unglück stürzen. Die Regenbogenflagge ist seit 1962 das Symbol der Friedensbewegung. Denn nur im Frieden gibt es Glück für die Menschen. Pace und Peace heißen übersetzt Frieden.
Aber der Regenbogen ist schon lange ein Symbol. Auch für den bekanntesten Anführer der Bauernkriege, den Prediger Thomas Müntzer, war es ein Symbol. Der Regenbogen fand sich auch auf der weißen Flagge der Aufständischen. Und als Thomas Müntzer am 15. Mai 1525 in Bad Frankenhausen seine letzte Predigt hielt, soll tatsächlich über weiten Teilen Mitteldeutschlands, bis Hessen, ein Halo, ein Regenbogenring um die Sonne, zu sehen gewesen sein. Er wertete das als Zeichen des Himmels. Leider wurden die Aufstände blutig niedergeschlagen. Das lag aber nicht am Regenbogen, sondern daran, weil die hohen Herren den einfachen Menschen kein Mitspracherecht gewähren wollten. Und Angst um ihre Macht und ihre Güter hatten.
Also liegt es auch an den Menschen selbst, ob sie anderen Glück gewähren, sagte Paul nachdenklich und mehr zu sich.

Mara holte ihn aus seinen Gedanken, indem sie an seinem Hosenbund zupfte. Duuuu, Glückstopf suchen ist echt spannend, macht aber auch müde.
Ich könnte eine kleine Pause brauchen. Ich auch, antwortete Paul, komm wir gehen auf den Spielplatz dort drüben!
Auf dem Spielplatz hüpfte ein kleiner Junge in Gummistiefeln durch die Pfützen und quietschte vor Vergnügen, wenn es richtig spritzte. Auf der Bank am Rand saßen zwei junge Frauen Arm in Arm und schauten ihm lächelnd zu. Für Paul und Mara war auch noch Platz und sie setzten sich daneben. Am Buggy von dem Kleinen, entdeckten sie auch eine kleine Regenbogenflagge.
Jetzt schaute der Kleine herüber und kam neugierig dazu. Mama, wer sind die Zwei… und im nächsten Moment schaute er sie an: „Ich bin Markus und wie heißt ihr? Kommt ihr mit schaukeln?“ Mara lachte, ich bin Mara und das ist mein Bruder Paul und nein, geh du nur schaukeln, wir sind schon ziemlich lange unterwegs und wollen uns etwas ausruhen. Vielleicht geht ja deine Mama mit… oh ja, bitte Mama, schaukeln und umfasste die Knie beider Frauen.
Jetzt schauten Paul und Mara etwas verwundert, wer hatte zwei Mamas? Eine der jungen Frauen erklärte ihnen dann dass sie ein Paar wären, sich sehr lieb hätten und Markus, ihren Sohn, gemeinsam aufziehen würden.
Also wie bei uns Mama und Papa, überlegte Paul. Bei uns spielt aber Papa mit mir Fußball und wer macht das bei euch? Jetzt lachten die jungen Frauen, ja notfalls wir beide. Mara brannte auch schon die ganze Zeit eine Frage auf der Zunge, die musste sie jetzt unbedingt loswerden. Wir gehen schon die ganze Zeit dem Regenbogen nach und haben ihn schon einige Male gefunden. Und warum ist er bei euch an dem Buggy?
„Das ist das Symbol für die Lesben und Schwulen und alle Farben haben eine Bedeutung für unser Leben:
Rot steht für das Leben, Orange für Gesundheit, Gelb für das Sonnenlicht, Grün für die Natur, Königsblau für Harmonie und Violett für den Geist.
Alles was wichtig ist für ein glückliches Leben.“
Da ist es ja ein Glück, dass es den Regenbogen gibt und ihr euch gefunden und den kleinen Markus habt!
Dann lasst es euch gut gehen, viel Glück und passt gut auf den Kleinen auf, wir müssen jetzt wieder gehen. Sie winkten dem kleinen Markus auf der Schaukel zu und dann machten sie sich auf den Rückweg. Diesmal auf dem Weg am Fluss entlang.

Auf den großen Wiesen am Fluss, die bei Hochwasser überflutet wurden, hatte ein paar Leute ein großes Zelt aufgebaut. Ein richtiges Tipi, wie bei den Indianern. So wie Mara und Paul es aus Filmen kannten. Paul klatschte in die Hände und hüpfte los. In so einem Tipi möchte ich auch mal übernachten. Und schon fragte er den einen jungen Mann, was sie da tun würden. Zur Antwort bekam er, dass sie ein paar Tage so leben wollten, wie die Indianer früher. Auch wenn sie jetzt in Häusern und Reservaten lebten, was sie aber nicht immer glücklich machte. Wir achten wie die Indianer mehr auf die Natur. Das muss man, denn wenn die Menschen sie zerstören, wird es ein böses Ende nehmen. Aber vielleicht trifft ja auch die Prophezeiung der alten Indianerfrau von den Cree ein, dass ein neuer Stamm der Regenbogenkrieger erscheint, die die Erde wieder heilen.

Wenn die Erde krank ist und die wilden Tiere sterben,
ein neuer Stamm von Menschen wird erscheinen.
Der Stamm wird mit ganzer Kraft und Energie,
mit ihren Taten die Erde wieder natürlich und grün machen.
Er wird als Stamm der Regenbogenkrieger bekannt sein.

Erstmals veröffentlicht wurde diese Legende der Hopi, von den Geographen William Willoga und Vinsens Brown im Jahre 1962

Trotz allem, sollten wir auf die Natur achten, sonst wird es uns kein Glück bringen.

Als der Mann fertig mit erzählen war, schlug es von der Kirchturmuhr am Markt fünf Uhr und der Regenbogen war lange verschwunden.

Oh jetzt müssen wir aber schnell nach Hause, Mama wartet sicher schon. Obwohl ich ja so gern hier bleiben würde, sagte Paul mit einem kleinen Seufzer.
Den Glückstopf haben wir jetzt aber nicht gefunden, kam von Mara. Sie schlug sich im gleichen Moment die Hand vor den Mund. Jetzt hatte sie es doch ausgeplaudert. Der Mann lachte, ich verrate nichts, ich brauche zum Glücklichsein keinen Glückstopf. Mein Glück ist, die Schönheit und die Geheimnisse der Natur zu sehen. Den Glückstopf könnt ihr gerne haben, wenn ihr ihn irgendwann mal finden solltet.
Macht nichts, wir haben heute Nachmittag auch viel mehr gesehen und erlebt, als wir es vielleicht in einem Urlaub könnten. Und so ein schöner Nachmittag ist doch auch ein Glück. Wir brauchen auch keinen Glückstopf! How, Häuptling großer Bär hat gesprochen!
Und mit den Worten „jetzt aber los“, zog Paul seine Schwester an der Hand hinter sich her.

Zuhause angekommen, sagte ihre Mutter besorgt und ein wenig tadelnd zu ihnen, ja endlich, wo wart ihr denn? Wir sind dem Regenbogen gefolgt… Welchem Regenbogen, fragte die Mutter. Ja heute Nachmittag, nach dem Gewitter, hast du ihn nicht gesehen? Nein, ich hatte im Haus zu tun. Da hattet ihr ja ein Glück!
Ja hatten wir und was für eines, antworteten die Zwei wieder wie aus einem Mund.
Die Mutter lächelte und ja übrigens, am Ende des Regenbogens soll ein Glückstopf vergraben sein.
Paul und Mara warfen sich aber nur einen verschwörerischen Blick zu und sagten nichts.

©regenbogenlichter

Ein herzliches Dankeschön geht an den netten Menschen, der nach „bringt Regenbogen sehen Glück“ gesucht hat. Das hat mich zu obiger Geschichte inspiriert. 🙂

Kommentare zu: "Bringt ein Regenbogen Glück?" (19)

  1. Hallo…
    Die Geschichte hast du wunderschön geschrieben 😊. Ich habe sie mir komplett durchgelesen und muss immernoch schmunzeln. Als Kind habe ich es mir erträumt einmal so etwas mit jemandem zu erleben 😉
    Liebe Grüße Yvonne

    Gefällt 1 Person

  2. am ende eines regenbogens sollte man einen topf mit gold finden, besagt eine irische sage. aber ich denke mir einfach ich emfpinde glueck wenn ich einen so schoenen regenbogen sehe.

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  3. Das hast du schön geschrieben, liebe Ute.
    Weiter so 🙂 .

    Liebe Grüße
    Anna-Lena

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  4. Claudia schrieb:

    Liebe Ute, auch von mir ein großes Dankeschön für dieses kurzweilige Lesevergnügen. Den Namen Mara mag ich besonders gern. Bitte, weißt Du, weshalb „Über die Regenbogenbrücke gehen“ eine Metapher für den Tod ist? Das erinnert mich schon wieder an Yip Harburgs „Somewhere over the Rainbow“ aus dem „Wizard of Oz“. Und warum trägt Dorothy rote magische Schuhe? Sie könnte doch auch blau oder grün sein?

    So ein schönes Regenbogen-Foto habe ich selten gesehen! Ganz toll *schwärm*

    Hab noch einen schönen Montag abend!

    Liebe Grüße

    Claudia

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    • Liebe Claudia,
      der Regenbogen wird auch als Verbindung zum Himmel angesehen,deswegen auch Regenbogenbrücke meine ich…

      Dankeschön und dir auch noch einen ganz schönen Abend.
      Liebe Grüße
      Ute

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  5. Monika schrieb:

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  6. So haben die Beiden auf ihrer Suche viel Wichtiges und Nachdenkenswertes gelernt, und dadurch nicht nur einen, sondern etliche Glückstöpfe gefunden. 😉
    Bravo, liebe Ute! ♥

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  7. Zauberhaft, liebe Ute.
    Eine lange, sehr schöne Story.
    Genau, Glück ist das, was einem Freude macht.
    Das große Glück gibt es selten.
    deine Bärbel

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    • Dankeschön liebe Bärbel und ja, etwas länger dieses Mal… über den Regenbogen gibt es eben so einiges zu erzählen. 😉

      Und für dich wäre das große Glück sicher, wenn du wieder richtig laufen könntest. ❤

      Liebe Grüße
      deine Ute

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      • Oh ja, wir haben uns heute mal einen Rollstuhl angeschaut, für Urlaub, denn mein Mann muss ja mal richtig gehen können. Dann schiebt er mich gern.

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      • Na dann „gutroll“. Und stimmt, so kommt ihr sicher besser voran, wenn es mal nicht geht, kannst du notfalls auch mal laufen. 😉
        Schon mal schönen Urlaub dann… oder ist der erst in Planung?

        Liebe Grüße
        Ute

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      • Wir haben Bamberg im Sinn, aber ob es was wird, keinen Schimmer.
        Da sind wir immer kurz entschlossen.
        Wir könnten den Rolli auch mieten.

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  8. Du kannst so wundervoll schreiben, eine super schöne Geschichte ist das, ich wünsche eine gute Woche, Klaus

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